Villasimius nach Cartagena, Spanien – von Uli

Nach Zwei Tagen haben wir uns direkt Richtung Cartagena, dem ersten längeren Trip von ungefähr 500 sm, aufgemacht. Allerdings ohne Diesel zu tanken und ohne unser AIS-Problem zu fixen. Lediglich unser Satellitentelefon hatte Jens noch zum laufen gebracht, damit wir uns während der Fahrt jeden Tag Wetterdaten ziehen konnten. Jedoch erstmal ohne externe GPS-Antenne. Frei nach dem Motto: „Passt schon“ (Ging ja auch). Warum wir so zeitig wieder weitergefahren sind? Das hatte mit dem Wetterfenster zutun. Lt. Vorhersage sollten wir ganz entspannt mit leicht zunehmendem Wind aus Osten von Anfangs 8 bis maximal 20 Knoten Richtung Cartagena Segeln. Uns standen 4 verschiedene Wettermodelle zur Verfügung die grob das Gleiche prognostizierten. Und mit jedem weiterem Tag würde sich das Fenster weiter schließen, wenn wir nicht losfahren würden. Also „Zack“ Anker hoch und auf Richtung spanische Südküste.

Die ersten zwei Tage haben wir mit achterlichem Wind gut Strecke gemacht. Manchmal mit ausgebaumter Genua und Groß (Schmetterling), mal mit Gennaker (unser Hochleistungsleichtwindsegel ;D). Wann immer uns der Wind zu wenig wurde, haben wir die Segel geborgen und den Motor angemacht. Nicht die perfekte Strategie aber dazu später mehr. Am frühen Abend nahm der Wind wieder zu. Das wir uns einer lokalen Gewitterzelle nährten, hatte zuerst niemand bemerkt. Dann brach die Nacht an.
Leute, ihr glaubt gar nicht wie angespannt ich war. Vorher noch gefreut aber Großmeister Wind war anderer Meinung. Er nahm immer weiter zu und ich war die ganze Zeit am umherüberlegen, wann ich Jens wach machen soll um zu reffen. Was ja nicht das einzige Problem war. Denn zusätzlich musste er ja auch noch drehen, was dazu führte, dass wir inzwischen schon fast wieder Kurs Richtung Sardinien genommen haben. Erstaunlich wie eine lokale Gewitterzelle den Segelalltag/Nacht durcheinander bringen kann. Also, Jens wach gemacht, gerefft und Wende gefahren. Jens wieder ins Bett. Dauerte aber nicht lange bis der Wind wieder drehte. Also, nochmal und nochmal. Als uns die Gewitterzelle endlich gegen 6:00 Uhr durchquert hatte, nahm der Wind wieder rapide ab. Also Segel runter, Motor an.

Kaum zu glauben was es für Zufälle auf dem Wasser im Nirgendwo gibt. Zum Beispiel ist am dritten Tag ein Flugzeug genau über uns rüber geflogen oder wir waren Nachts oftmals Zeugen des klassischen Meeresleuchten. Das sind Mikroorganismen die durch Berührungsreize, ausgelöst durch unsere Schraube, Lichtsignale aussenden. Optisch kann man sich das wie viele hellblau leuchtende, runde Quallen vorstellen. Wir konnten das meist stundenlang beobachten. Auch hatten wir manchmal bei Tagesanbruch mehr als 10 Libellen an unseren Achterstagen und Reling verteilt, die sich in der Morgensonne wärmten. Einzig allein Delfine waren sehr rar und auch nur sehr kurz zu sehen. Sogar einen Vogel hatten wir… kurzzeitig an Bord. Warum kurzzeitig? Nun, leider hatten wir nicht bemerkt, dass er sich unten in die Rollanlage der Genua gesetzt hat. Naja, was folgt könnt ihr euch vielleicht vorstellen. Jedenfalls hat er das Einrollen der Genua leider nicht überlebt. R.I.P. Dude. 🙁 Kein gutes Omen für den weiteren Verlauf der Reise dachten wir uns.

Nach drei Tagen wurde uns langsam klar, dass mit unserer Herangehensweise, jedesmal den Motor anzuschalten wenn es unserer Meinung nach zu langsam voran ging, der Diesel bis Cartagena nicht reichen wird. Zumal wir das weis gesagte Windfeld immer noch nicht erreicht hatten. Also hat Kerstin einen Strategiewechsel vorgeschlagen. Motor ausschließlich und auch nur wenn absolut nicht mehr gesegelt werden kann anschalten. Und am besten nur in der Nacht. Gesagt, getan und zum Abend hin hatten wir doch tatsächlich das Windfeld erreicht mit dem wir deutlich schneller, wenn auch etwas holpriger, vorangekommen sind.
Zu den komischen Situationen kam am späteren Morgengrauen dann auch noch ein umhertreibender Tanker hinzu. Weder die Lichterführung noch das ignorieren unserer Funkrufe ließen darauf schließen, dass es umplanmäßig war, also haben wir unseren Kurs beibehalten und sind weitergesegelt. Vor der letzten Nacht nahm Wolken und Wind nochmal deutlich zu und wir verbrachten die meiste Zeit mit shiften vor dem Wind.

Am 21.9. war es dann soweit. Land Ahoi! Nach 5 Tagen auf See konnten wir bereits am frühen Morgen die spanische Küste Murcia um Cartagena sehen. Zur Begrüßung schoben sich die Wolken aus der Nacht zur Seite und wir motorten langsam Richtung Hafen von Cartagena.

Das war der erste längere Trip auf Naughty Girl und ich denke Sie und auch wir haben unsere Sache ganz gut gemacht. Wir haben viel dazugelernt und werden einige Kleinigkeiten das nächste mal anders bzw. hoffentlich besser machen.

Bis dahin

Uli

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