Der Liegeplatz im Hafen war meiner Meinung nach recht eng, aber Jens und Uli haben Naughty Girl super in die Lücke zwischen den ganzen Booten geparkt. Nun mußten wir uns erst einmal im Marineoffice anmelden und wurden dort von sehr netten Leuten empfangen. Als nächstes hieß es dann das Schiff sauber machen, denn so viel Salz hat Naughty Girl schon lange nicht mehr gehabt. Wie auch, denn im Mittelmeer haben wir mehr an ihr gearbeitet als wir sie segeln konnten. Und für uns hieß es anschließend relaxen, denn so eine lange Fahrt haben wir zu dritt schließlich auch noch nicht gehabt. Deshalb waren wir besonders stolz unsere erste größere Etappe gemeistert zu haben.
Am Sonntag 22.9.19 haben wir erst einmal genauer geschaut wer eigentlich unsere Nachbarn sind. Gleich neben uns lagen Elke und ihr Mann Uli und ein Schiff weiter lag Gordon und Claudia. Schnell sind wir ins Gespräch gekommen wie das unter Seglern ja so ist und ihr könnt euch sicher vorstellen wie das ablief. Wie groß ist euer Schiff, wieviel Liter Diesel habt ihr und wieviel Kapazität bringen eure Solar Panels usw. Da verging der Tag recht schnell. Und weil dieser nicht reichte um alles Relevante zu besprechen, sind wir Abends alle zusammen Essen gegangen wo noch mehr gequatscht wurde. In einem Restaurant auf Empfehlung vom Hafenmeister gab es dann Tapas (Weißbrotscheiben in vielen verschiedenen Variationen belegt).
Die Bestellung und der Service waren etwas chaotisch da es an der Verständigung haperte und richtig satt wurden auch nicht alle , doch der Preis für uns 7 überraschte uns. Gerade einmal 76,50Euro. Somit gab es auf dem Rückweg noch ein leckeres Eis für jeden.
Den Montag hatten wir dann genutzt um eine Spanische Flagge zu besorgen, denn das hatten wir in Italien versäumt. Also haben wir uns aufgemacht in die Altstadt, und nebenbei haben wir gleich Ausschau nach Supermärkten gehalten. Die Stadt ist wunderschön und überall diese Palmen, so hab ich mir das vorgestellt. Und wenn man schon mal in einem anderen Land ist gehört natürlich auch Sightseeing dazu, das habe ich schließlich auch in den ganzen YouTube Videos von anderen Seglern gesehen die wir geguckt hatten bevor es bei uns endlich los ging. Darum ging es uns ja auch, wir wollten es selbst erleben.
Nicht weit von uns entfernt befand sich ein altes Amphitheater. Das Theater wurde zwischen 5 und 1 v. Chr. erbaut, die Widmung des Bauwerks an Gaius und Lucius Caesar, Enkel des Augustus, deuten darauf hin.
Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde über dem Theater, unter Wiederverwendung seiner Materialien ein Markt erbaut. Man geht davon aus das der Markt nach einem von den Vandalen 425 n. Chr. verursachten Brand aufgegeben wurde. Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde dann an dieser Stelle ein Marktviertel der Byzantiner erbaut.
Im 13. Jahrhundert wurde die Alte Kathedrale von Cartagena über der oberen Cavea (Zuschauerbereich) errichtet.
Erst im Jahr 1988 wurden die ersten Überreste des Theaters beim Bau des Centro regional de artesanía (Regionales Zentrum für das Handwerk) entdeckt. Die archäologischen Ausgrabungen und die Restaurierungsarbeiten wurden 2003 abgeschlossen und im Jahr 2008 wurde ein von Rafael Moneo entworfenes Museum eröffnet. Das war sehr beeindruckend und das schöne Wetter hat die ganze Sache abgerundet.
Die ganze Zeit konnten wir von unserem Liegeplatz aus Leute sehen, die in Kostümen und mit Musikinstrumenten durch die Stadt liefen und feierten. Wir konnten uns das nicht erklären. Später hatten wir erfahren, dass zur Zeit das alljährliche Mittelalterfest der Römer und Karthager statt fand. Das Fest geht eine Woche lang und endete am Freitag Abend mit einem riesen großen Umzug der durch die gesamte Altstadt führt. Ihr müßt das euch so vorstellen: Mehr als 4000 Karthager sind in historischen Kostümen und Waffen verkleidet, um unter anderem den erbitterten Kampf der Römer gegen die Karthager nachzuspielen. Die Bewohner von Cartagena sind unheimlich stolz auf ihre Vergangenheit so das bei diesen Umzügen sogar die kleinsten unter ihnen mitmachen.
Das Programm beinhaltet historischen Ereignisse von 209 v Chr. bis 227 n Chr. z.B.:
- die Gründung von Qart-ḥadašt
- die Zerstörung von Sagunto
- die Hochzeit von Imilce und Hannibal
- der Marsch von Hannibal nach Rom
um nur einige zu nennen.
Diese Festival ist ein buntes und ziemlich lautes Schauspiel das viele Besucher aus Spanien und der ganzen Welt anzieht.
Für den finalen Umzug ware die Menschen von Cartagena in den Prachtvollsten und schönsten Kostümen aus dem Mittelalter gekleidet selbst die kleinsten waren wieder dabei. Mit lauter Musik zogen sie dann durch die Straßen und feiern. Das wollten wir auf gar keinen Fall verpassen und haben uns auf den Weg gemacht. Die Stimmung durch die gesamte Stadt war mega und alle waren in Feierlaune. Gekrönt wurde es dann mit einem großen Feuerwerk als Abschluss. Was für ein toller Abend. Mit diesem super Erlebnis im Gepäck hatten wir beschlossen am Samstag 28.9.19 nach einer fantastischen Woche Aufenthalt hier weiter nach Almerimar zu segeln. Und genau das gleiche Ziel hatten Claudia und Gordon, mit denen wir dann gemeinsam los gesegelt sind.